We cross borders
Bernd Hainmüller
Unsere Schüler als Stadtfotografen
Mit geliehenen Kameras waren sie fünf Monate in der Stadt unterwegs. Mahmoud, Omar und Suraya sind von ihrer neuen Heimat „beeindruckt“. Gemeinsam mit 7 anderen jungen Geflüchteten aus Afghanistan, dem Irak und Syrien haben sie als Schüler der VABO-Klassen an der Walther-Rathenau-Gewerbeschule im Rahmen des Projekts „Stadtfotografen 2016“, das bereits zum zehnten Mal von der Freiburger Bürgerstiftung initiiert wurde, gezeigt, wie sie ihre neue Heimat nach 5-6 Monaten sehen. Den eigenen und damit einzigartigen Blick auf Freiburg festhalten – darum ging es auch in diesem Jahr unter der Leitung von Filmemacherin Reinhild Dettmer?Finke, Stiftungsrätin in der Freiburger Bürgerstiftung, und den fachkundigen Augen von Fotografin Britt Schilling. Eingeladen zu diesen „Einsichten“ von Freiburg waren unter anderen diese drei Schüler und ihre Sicht der Dinge ist beeindruckend. Ein festes Thema hatte man zunächst nicht, fand schließlich durch gemeinsames kritisches Betrachten der Aufnahmen immer mehr zu jenen sehenswerten Motivgruppen, die bis zum 6. November im Museum für Mensch und Natur in Freiburg zu sehen waren. Wo sonst die erdgeschichtliche Entwicklung dokumentiert wird, wurden Besucher auf Arabisch, Kurdisch und Deutsch begrüßt. Der Betrachter der Ausstellung erlebte Freiburg aus einer ganz anderen Perspektive, als die, die man gemeinhin kennt: Keine Münsterbilder, Bächle, Mittelalter sondern Wasser, Grün, Strassenbahn, Schnee, Menschen und Tiere. Omar zum Beispiel hat ein Bild von zwei Vögeln geschossen, die sich gegenseitig Nahrung geben:
„Und diese Vögel hier erinnern mich an meine Mutter und mich. Ich habe sie über ein Jahr nicht mehr gesehen, telefoniere aber täglich mit ihr“. Mahmoud ist fasziniert von Strassenbahnen: „Dass man damit Tag und Nacht fahren kann und sie stinken nicht“. Wege im Schnee, Wegweiser, Kreuzungen, Regen, ein Schwan, der Himmel über Freiburg, eine Kirche – es ist beeindruckend, was die Neubürger sehen und wir vielleicht nicht mehr sehen, weil es alltäglich ist. Schade, dass es (noch) keinen Kalender mit diesen Bildern gibt. Wir möchten uns ganz herzlich bei Reinhild Dettmer-Finke bedanken, dass einige unserer Schüler die Chance hatten, das Projekt mitzugestalten.