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Landkarte gegen Gewalt

Bernd Hainmüller

Die Chronik beginnt mit dem 25. November 1990. An diesem Tag wurde ein Angolaner In Eberswalde von Rechtsextremen zu Tode geprügelt. Gewalttat reiht sich an Gewalttat, das letzte verzeichnete Datum Ist der 17. Juni in diesem Jahr. Da schlugen Jugendliche in Schneeberg in Sachsen einen Flüchtling krankenhausreif.

Abb. 1:  Die 2x2 m große Landkarte gegen Gewalt, hergestellt in der Holzwerkstatt, hängt im großen Pausenraum der Schule.

Die Dokumentation Ist das Ergebnis von einem halben Jahr Arbelt. 35 Jugendliche aus fünf Klassen der Friedrlch-Weinbrenner-Gewerbeschule haben regelmäßig Pressenotizen über rechte Straftaten gesammelt, darunter auch die beiden Kooperationsklassen Hauptschule-Berufsschule, die in der Gewerbeschule unterrichtet werden. Zusätzlich informierten sich die Schüler über Archive und das Internet.

In Gang gebracht wurde das fächer- und klassenübergreifende Projekt durch die beiden Sozialarbeiter der Mobilen Berufsschulsozialarbelt (MOBS). Es war bereits die zweite Aktion der Schule im Rahmen der städtischen Kampagne „Für eine offene Stadt”.

Entstanden ist neben der chronologischen Dokumentation eine zwei mal zwei Meter große Landkarte, in der alle größeren Städte verzeichnet sind. „Ursprünglich planten wir Verbindungslinien zwischen den Straftaten und den jeweiligen Städten. Doch weil nicht der Eindruck entstehen sollte, das Problem beschränke sich auf einige Städte im Osten, wurde darauf verzichtet.”

Dass dieser Eindruck falsch wäre, haben manche der Schüler bereits selbst erlebt: "Ich habe am Bahnhof rassistische Jugendliche gesehen, die Heil Hitler riefen", erzählt Mohamed Fawaz (17) aus dem Libanon. Keiner hat was gesagt, und Ich konnte nicht alleine und als Ausländer elngreifen. Auf andere Weise direkt betroffen sind auch diejenigen Jugendlichen an der Schule, die einen unsicheren Aufenthaltsstatus haben: Mein albanischer Freund wurde kürzlich abgeschoben", sagt Mohamed. Auf den Stellwänden der Dokumentation fehlt dieser Gesichtspunkt nicht. Neben Rassismus, Antisemitismus sowie der Gewalt gegen Behinderte oder Homosexuelle sind auch die Benachteiligungen aufgrund der Herkunft und des Aufenthaltsstatus aufgeführt.