StartseitePublikationenBernd HainmüllerDouglas Mortifee - seine Erinnerung an die Jugendherberge Freiburg 1936

Douglas Mortifee - seine Erinnerung an die Jugendherberge Freiburg 1936

Douglas Mortifee - seine Erinnerung an die Jugendherberge 1936

Bernd Hainmüller



Durch die Veröffentlichung des Schauinsland-Buches in Englisch konnten jetzt weitere Brücken geschlagen werden zu Nachkommen der damals ums Leben gekommenen und überlebenden Schüler.des Schauinsland-Unglückes am 17. 4. 1936.  Es freut mich ganz besonders, dass wir die Tochter von Douglas Mortifee in England gefunden haben, denn er spielte eine wichtige Rolle im Drama am Schauinsland. Douglas Mortifee war der älteste Schüler der Gruppe (17 Jahre alt) und er spielte für den Lehrer Keast eine Rolle als "Hilfslehrer" (Prefect) für die Gruppe. Über seine Rolle beim Unglück selbst gibt es unterschiedliche Aussagen: Während John Eaton, der Vater des tödlich verunglückten Jack Eaton , behauptete, Mortifee sei nicht mehr zur Gruppe an den Hang rzurückgekehrt, nachdem er selbst in Sicherheit war, sagten andere Schüler gegenüber Zeitungsreportern aus, Mortifee habe sich vorbildlich verhaten. Sei es wie es sei, jedenfalls hat mir jetzt seine Tochter ein interessantes Dokument zugeschickt, das sie im Nachlass ihres Vaters gefunden hat: Der "Heinzelmann" von 1935. Der "Heinzelmann" war ein Werbekalender für deutsche Jugendherbergen, denb Douglas Mortifee in der JH Freiburg im Peterhof mitgenommen oder geschenkt bekommen hat. Es war der Kalender von 1935,also kein aktueller, aber für Douglas Mortifee war es wohl der erste Eindruck mit dem Nationalsozialismus und seinen Werbemethoden.  

An weiteren Druckschriften vertrieb das Jugendherbergswerk den Abreißkalender „Deutsches Wandern“ und die Schülerjahrbüchlein „Freudenborn“, „Ränzlein“ und „Heinzelmann“ (für verschiedene Altersstufen), die „mit Begünstigung der Unterrichtsministerien in großer Zahl in den Schulen“ verteilt wurden,

Im Frühling 1933 sollte es der Jugendherbergsverband in der Konfrontation mit den totalitären Machtansprüchen des nationalsozialistischen Regimes mit der Hitlerjugend zu tun bekommen. Diese war aus mehreren nationalsozialistischen Jugendbünden hervorgegangen und 1926 mit Sitz in Plauen/Vogtland gegründet worden. Sie war rechtlich gesehen ein eingetragener Verein, jedoch durch Richtlinien eng an die NSDAP gebunden, ohne von der Partei finanziell unterstützt zu werden. Organisatorisch war die HJ seit November 1926 der SA unterstellt. Sie nahm mit ihren Gruppen anfangs vor allem an Straßenkämpfen, Aufmärschen und Demonstrationen teil und entwickelte erst ab November 1928 eine eigenständige Jugendarbeit, als die 18-jährigen HJ-Mitglieder nicht mehr automatisch zur SA übertreten mussten, sondern der HJ weiter als Führer zur Verfügung stehen konnten. Neben der eigentlichen Hitlerjugend für Jungen im Teenageralter entstanden der NS-Studentenbund (1925), der NS-Schülerbund (1929) und der Bund deutscher Mädel (1930); das Deutsche Jungvolk für jüngere Buben schloss sich 1931 der HJ an. 1931 wurde die Reichsleitung der HJ von Plauen nach München verlegt und im Oktober desselben Jahres innerhalb der NSDAP die Dienststelle eines „Reichsjugendführers“ (als Referent für Jugendfragen im Stab der Obersten SA-Führung) geschaffen. Im Mai 1932 hob Hitler die parteiinterne Unterstellung der Hitler-Jugend unter die SA auf. Reichsjugendführer Baldur von Schirach erhielt nun den Status eines Reichsleiters für Jugenderziehung der NSDAP und übernahm zusätzlich zur Führung des NS-Studentenbunds auch die Führung von Hitler-Jugend und NS-Schülerbund. Welches Verhältnis hatte die HJ vor 1933 zum Jugendherbergswerk? Sie war bereits seit 1927 körperschaftliches Mitglied im DJH-Reichsverband, um mit ihren Gruppen die deutschen Jugendherbergen benutzen zu dürfen. 

Die Kalenderreihen wurden noch bis 1943 jährlich herausgegeben, danach erst wieder 1946, allerdings unter Verzicht auf nationalsozialistische Werbeparolen