StartseitePublikationenAndere VeröffentlichungenInterkulturelles Verstehen

Interkulturelles Verstehen

Wie können wir geflüchteten Menschen besser helfen?

Bernd und Hiltrud Hainmüller

Abb. 1:  Plakat zur Veranstaltung "Interkulturelles Verstehen: Wie können wir geflüchteten Menschen besser helfen?"

Am 6. Dezember 2017 fand von 18 Uhr – 21 Uhr unter dem Thema: "Interkulturelles Verstehen: Wie können wir geflüchteten Menschen besser helfen?" eine Veranstaltung mit drei Impulsreferaten und Diskussion im Großen Saal des E-Werkes Freiburg statt. Rund 320 Menschen waren gekommen, um diese privat organisierte Veranstaltung zu besuchen. 

Zwei Jahre nach der sogenannten „Flüchtlingswelle“ des Jahres 2015 zeigt sich, dass die Verortung geflüchteter Menschen in unserer Gesellschaft eine große Herausforderung für alle Beteiligten darstellt. Integration“ bedeutet eine wesentlich anspruchsvollere Aufgabe, als bisher angenommen. Kulturelle Erfahrungen, die einen Fingerabdruck in der menschlichen Seele und im Gehirn hinterlassen, werden in einer Weise wirksam, die vielfältige Spannungen erzeugt. Diese müssen ausgehalten und thematisiert werden. Einfache Lösungen sind nicht in Sicht. Unsere Veranstaltung versuchte, Probleme zu benennen, Erfahrungen zu reflektieren und auszutauschen, um Impulse für die weitere Arbeit zu gewinnen. Auskunft gaben die folgenden Referenten/innen, die in der Flüchtlingsarbeit tätig sind:

Prof. Jan Ilhan Kizilhan, Hochschule Villingen-Schwenningen

Prof. Kizilhan leitet das Sonderprogramm der Landesregierung Baden-Württemberg zur Aufnahme von jesidischen Kriegsopfern. Er hat in dieser Funktion rund 1.100 jesidische Frauen und Kinder aus den Flüchtlingslagern rund um Dohuk nach Baden-Württemberg geholt und ihnen als Überlebende nach dem an den Yesiden verübten Genozid durch den Islamischen Staat eine neue Heimat und Hoffnung für die Zukunft gegeben, Er arbeitet auch als Gutachter für Gerichte und internationale Organisationen, u. a. für die Verfolgung der IS-Massenmörder durch den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. Unter der Federführung des Wissenschaftsministeriums Baden-Württemberg gründete Kizilhan im Irak ein Institut für Psychotherapie und Psychotraumatolgie. Dort bildet er mit Experten aus Deutschland, England und Schweden Psychotherapeuten aus, damit vor Ort Menschen, u. a. mit schwereren Traumatisierungen, von eigenen Fachkräften behandelt werden können. Sein Vortrag lautet: "Trauma, Krieg und Flucht – Interkulturelle Aspekte der Arbeit mit Geflüchteten".

Prof. Dr. Joachim Bauer, Neurowissenschaftler, Arzt und Psychotherapeut an der Universität Freiburg und IPU Berlin

Prof. Bauer ist Neurowissenschaftler, Psychiater und Facharzt für Psychosomatische Medizin. Er ist seit den Jahren des Balkankrieges 1990 in der Behandlung traumatisierter Flüchtlinge aktiv und hat in einem Netzwerk von Therapeuten/innen auch sog. "illegale" Flüchtlinge, teils ohne Aufenthaltsstatus, behandelt. Er ist Universitätsprofessor an der Universität Freiburg und Gastprofessor an der IPU Berlin. Bauer hat sich in Beiträgen (u. a. in der „taz“ und der „Badischen Zeitung“) zu den Ursachen terroristischer Gewalt geäußert und ist Autor viel beachteter Sachbücher, darunter „Schmerzgrenze“, ein Buch über die Ursachen von Gewalt. Schwerpunkt seines Vortrages ist "der Fingerabdruck, den kulturelle Erfahrungen in der Seele und im Gehirn hinterlassen". Sein Vortrag lautet: "Acculturation Stress – Was Integration wirklich bedeutet".

Hiltrud Hainmüller, Studiendirektorin i.R. / Dr. Bernd Hainmüller, Seminarschulrat i.R.

Das Ehepaar unterrichtet als pensionierte Lehrer sog. VABO – Klassen, in denen geflüchtete Jugendliche innerhalb des Beruflichen Schulwesens die deutsche Sprache erlernen und Berufsorientierung gewinnen sollen. Die Schülerinnen und Schüler kommen aus vielen Ländern, sprechen unterschiedlichste Sprachen, gehören verschiedenen Religionen an, leben in Freiburg als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge oder mit Geschwistern, manche mit der gesamten Familie. Jeder hat sein individuelles Schicksal, seinen je eigenen „Fingerabdruck kultureller Erfahrungen“ mitgebracht. Allen aber ist gemeinsam, dass sie Jugendliche sind, die einer besonderen Zuwendung und eines besonderen Schutzes bedürfen. Das Thema lautet: "Geflüchtete Menschen im Kontext Schule – Ein Bericht über bewegende Begegnungen".

Die Moderation hatte Stefan Hupka, Leitender Redakteur der Badischen Zeitung, übernommen. Die gesamte Veranstaltung (Dauer 3 Stunden) wurde durch den Filmemacher Bodo Kaiser aufgezeichnet und durch die Firma FINALNET Matthias Koch kostenlos ins Netz gestellt. Allen Personen, die an dieser Veranstaltung mitgewirkt haben und die ein überaus positives Echo in Presse und E-Mails erhielt, haben wir an dieser Stelle zu danken. Insbesondere auch Laila Koller vom E-Werk, die erwirkte, dass wir den großen Saal des E-Werks ebenso kostenlos zur Verfügung gestellt bekamen. 

Mitschnitt der Veranstaltung

Film: Bodo Kaiser

 Auf Youtube können Sie direkt zu den einzelnen Abschnitten springen.

Klicken Sie dazu auf der entsprechenden Youtube-Seite auf "Mehr anzeigen" (unter dem Video):

  • 00:27 Begrüßung durch Frau Laila Koller (E-Werk, Freiburg im Breisgau)
  • 01:43 Einleitung von Stefan Hupka, Leitender Redakteur der Badischen Zeitung
  • 08:22 Vortrag von Prof. Jan Ilhan Kizilhan, Hochschule Villingen-Schwenningen: "Trauma, Krieg und Flucht – Interkulturelle Aspekte der Arbeit mit Geflüchteten"
  • 1:01:00 Moderation von Stefan Hupka, Leitender Redakteur der Badischen Zeitung
  • 1:01:57 Vortrag von Prof. Dr. Joachim Bauer, Neurowissenschaftler, Arzt und Psychotherapeut an der Universität Freiburg und IPU Berlin: "Acculturation Stress – Was Integration wirklich bedeutet"
  • 1:33:44 Moderation von Stefan Hupka
  • 1:35:20 Hiltrud Hainmüller, Studiendirektorin i. R. / Dr. Bernd Hainmüller, Seminarschulrat i. R.: "Geflüchtete Menschen im Kontext Schule – Ein Bericht über bewegende Begegnungen"
  • 2:14:31 Moderation von Stefan Hupka
  • 2:15:57 Podiumsdiskussion
  • 2:40:13 Schlussworte von Stefan Hupka