StartseitePublikationenBernd HainmüllerDer große Weltbetrug von Sulz

Der große Weltbetrug von Sulz

Ein Theaterstück

Bernd Hainmüller


Der Autor war Lehrer an der GHS Lahr-Sulz von 1986-1988. Das Stück "Der große Weltbetrug von Sulz" wurde im Juli 1987 in der Schulaula aufgeführt mit Schüler/innen der Klassen 8 und 9 der Grund- und Hauptschule Lahr-Sulz. Redaktion und Satz der Fassung vom 30.09.2014 durch Klaus Hipp, Lehrer in Lahr-Sulz bis zur Pensionierung 2014. Das Stück basiert auf einer Begebenheit, die sich im Ort tatsächlich abgespielt hat. Texterarbeitung: Bernd Hainmüller nach einer Begebenheit aus der "Sulzer Ortschronik", niedergelegt von Emil Ell, hrsg.von der Kolpingfamlie. Sulz 1984/1985 (in Mundart) S. 135-136; nach einer Idee von Fritz Broßmer. Nachzulesen heute in: Bei uns in Sulz – ein Heimatbuch in Bildern, Anekdoten, Sagen, Geschichten und Erzählungen, hrsg. von der Ortsverwaltung Sulz in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Sulzer Heimatgut e.V., S. 56/57.

Mitwirkende:

  • Ansager
  • Baschi Lumpel – reisender Kesselflicker
  • Schorsch Schlumpel – reisender Mausefallenhändler
  • Anton (Toni) – Sonnenwirt
  • Frieda – seine Frau
  • Sonne-Kreszenz – Hausmagd
  • Mackeseppli – Hausknecht
  • Karle Bock – Bauer in Sulz
  • Xaver Gärtner – Bauer in Sulz
  • Bürgermeister Koller
  • Otto – Gemeindediener
  • Franz Huber – Ortspfarrer in Sulz
  • Mehrere Bauern
  • Zuschauer

SulzAbbildung: Sulz

 

Vorspiel – Musik

Der Ansager tritt auf die Bühne.

„Hochverehrtes Publikum!
Ich hoff, Sie sind nicht gar so dumm
wie viele Leut in unserm Spiele,
doch leider gibt’s noch heut zu viele
unbescholtne, brave Zeitgenossen,
die sich Tag für Tag und unverdrossen
von ausgemachten Lumpen lumpenlassen,
damits bei andern klingelt in den Kassen.
Ein schöner Schein, wem wär es einerlei?
Und doch, es gibt der Scheine zweierlei
Den Geldschein, den trägt man im Sack.
Der andre Schein, der trägt nun Frack,
spricht wohlgebildet, säuselt, tönt,
verspricht dir Himmel und verwöhnt
und alles hat nur einen Zweck:
Wie lockt man dir den Geldschein weg?
Und eh die Sonne übers Feld weglauft,
bist du verraten und verkauft!
Dann denke wohl an jenes alte Gedicht:

„Der Krug geht nur solang zum Brunnen bis er bricht“.

Drum setze all dein Hirnschmalz ein,
wie du‘s dem Lump kannst zahlen heim.
Nun hör gut hin und schau gut zu,
ob unser Stück dir hilft dazu.
Betrügen und betrogen werden
wird’s immer geben auf der Erden.
Doch den Betrüger zu betrügen,
da muss sich manches zu sich fügen.
Wartet nur ab, wir zeigen´s gleich
und diesmal alles ohne Leich!!!

Akt 1: Auf der Landstraße

Wald, eine Bank

Baschi und Schorsch gehen etwas schwankend auf der Straße. Sie trinken eine Flasche Wein gemeinsam leer. Baschi trägt über dem Rücken Pfannen und Kessel, Schorsch Mausefallen.

Beide singen (mehrmals): „Sooo ein Taag, so wunderschön wie heute, sooo ein Taag, der dürfte niieee vergehn!!!“

Sie setzen sich auf die Bank.

Baschi: „Sapperlot, Schorsch, des war doch ä Ding! Hä?“

Schorsch: „Des kannsch glaube, Baschi, des war ä Ding!“

Baschi: „Wie mir sellen Buur versecklet hän!“

Er lacht.

Schorsch: „Ha jo, hät doch seller Depp glaubt, er kennt mit unserer SUPER DUFTFALLE au sei Krummbiere geged Kartoffelkäfer schütze und jetzt het er fuffzig vo unsere stinknormale Muusfalle uffem Acker ushänge! Für 10 Gulde s Stück! So ä Depp!“

Er lacht.

Baschi: „Mit Speck fangt mer d Müüs, do hosch scho Recht, Schorsch. Un wenn i denk an selli Büüre, der i mei neuer Kochtopf verkauft hab! Weisch no? ,Gnädige Frau‘, henn i gsait, ,bei meinem Modell müssen Sie nur mit meinem Spezialkleber den Topf mit dem Deckel fest verbinden und schon haben Sie einen Super-Dampfkochtopf! 50 Prozent billiger! Und den Kleber können Sie jederzeit nachkaufen.‘“

Er lacht

Schorsch: „Da würd i gern zuluge, wie die s erschte Mol probiert s Esse usem Topf nuszutun, wenn der bombefest am Deckel klebt! Die wird sich wundere!“

Er lacht und schlägt sich auf die Schenkel.

Es kommt der Ortspfarrer Franz Huber vorbei. Er bleibt vor der Bank stehen.

Pfarrer: „Gott zum Gruße, wackre Wandersleut! Genießt ihr auch den schönen Tag?“

Baschi: „Grüß Gott, Herr Pfarrer! Ja, wir genießen . . .“

Schorsch (zur Seite): „Geistige Genüsse, ja, Herr Pfarrer.“

Baschi: „Wohin führt Sie denn Ihr Weg, Herr Pfarrer?“

Pfarrer: „Ach, ich war gerade mit meiner Predigt für den nächsten Sonntag beschäftigt und da gehe ich gerne ein wenig in Gottes freie Natur, so wie Sie.“

Schorsch: „Ja, wir denken auch oft über die Natur nach, aber mehr auf praktische Art, wenn Sie wissen, was ich meine. Halt die Menschen und ihre Natur, Sie verstehen schon.“

Er reibt die Finger wie zum Geld zählen.

Pfarrer: „Also mir geht es ums Geistige! Da unten in meiner Gemeinde Sulz, da hocken sie den ganzen Abend im Wirtshaus beim Zego und karteln, anstatt sich mit höheren Dingen zu beschäftigen: Kultur, Theater, Schauspiele meine ich. Wenn sich doch da bloß mal etwas täte! Dabei haben wir einen schönen Raum in der „Sonne“. Aber ach! Ja, jetzt muss ich weiter. Grüß Gott, meine Herren!“

Er geht ab.

Baschi: „Schorsch hesch ghört, Theater, Schauspiel und so, wär des nix für uns?“

Schorsch: „Ä Schauspiel, des kenne mir escho biete, mir zwei, un geistige Genüsse, dafür sin mir doch Spezialischte, oder nit?“

Trinkt die Flasche aus.

Vorhang

Akt 2: Wirtshaus Sonne

Wirt Anton steht hinter der Theke. Die Wirtin Frieda bedient. Am Tisch sitzen die beiden Bauern Karle und Xaver mit einigen anderen und karteln.

Karle: „Frieda noch ä Bier! Heut laufts nab wie der Rhii in Kappel.“

Xaver: „Mir mach so ä Schwartemage, Frieda! Die Schwarte hann i zwar scho, aber im Mage isch no Platz.“

3. Bauer: „18, 20, 2, 3, 4“

Karle: „Weg! Hüt hann i nur Saukarte!“

Xaver: „Aber immer noch mehr Sau daheim wie Karte oder Karle? Bin au weg.“

3. Bauer: „Mir spiele Null ower, do brüchener nix denke. Noch ä Wii für mich!“

Wirt (ruft): „Sepplii! Sepplii! Sepplii! Hol ä Wii usem Keller!“

Mackeseppli (von hinten): „Jooo, i kumm jo gliich!“

Man hört Krachen und Splittern. Seppli erscheint pudelnass.

Mackeseppli: „Entschuldigung, Chef! I bin die blede Trepp nuffgfloge.“

Wirt: „Du wolltscht doch nabgange, net nuff?“

Mackeseppli; „Jo scho, aber die blöd Trepp hat net wolle. I wollt nunner, aber die wollt nuff. So ischs halt passiert.“

Wirt (rauft sich die Haare): „Mackeseppli, Mackeseppli, jetzt weiß i scho, warum sie dich so tauft hen! Hätte dine Eltern bloß scho vorher do dra denkt, dann wäre mir hüt klüger.“

Mackeseppli: „Sie, Chef, oder i? Macke-Toni wär jo au nit so schlecht, oder?“

Er geht ab.

Der Bürgermeister erscheint und setzt sich zu den Kartenspielern.

Bürgermeister: „N‘ Obe, ihr Herre!“

Alle: “N‘ Obe, Herr Bürgermeischter!“

Bürgermeister: „Ich habe heute eine wichtige Sache mit euch zu besprechen. Du, Sonnewirt, kannst dich auch dazusetzen.“

Wirt (kommt): „Was gibt‘s, Herr Bürgermeister?“

Bürgermeister: „Also, heute ist ein Brief angekommen, der uns alle angeht, die ganze Gemeinde. Es geht nämlich um unser geistiges Wohl und Weh.“

Er tippt sich an den Kopf.

Karle: „Was isch des, geistiges Wohl? Gibt’s do ebbis zum trinke?“

Bürgermeister: „He nai! Geistiges Wohl, das ist unsere Kultur!“

Xaver: „Aber mei Kulture sin doch scho bstellt! Der Wii wird net schlecht des Johr.“

Bürgermeister: „Nit solche Kulture! Es geht um unser Erbe.“

Wirt: „Was? Wer erbt? I hab doch der Frieda alles vermacht nach minem Dood!“

Bürgermeister: „Um unser geistig-kulturelles Erbe geht es, meine Herre! Mir habe zu wenig davon in Sulz.“

Mackeseppli (von hinten): „Jetzt weiß i wenigstens wer do ä Macke het!“

Bürgermeister: „Lasst mich mal ausreden! Der Pfarrer hat ja am letzten Sonntag ganz richtig gesagt, dass bei uns zu wenig Kultur gepflegt wird.“

Karle: „Der Pfarrer hat ja au kei Feld un kei Rebe, sonscht hätt er so ä Schissdreck net gsait: Kulture!“

Xaver: „Mir pflege unsere Kulture, des wisse Sie au, Bürgermeister!“

Bürgermeister: „Ja, aber ihr tut doch nix für euren Kopf: Schiller, Goethe, Lessing, Hölderlin, ganz zu schweigen von Salvarini!“

Wirt: „Ä paar vo selle Dichter kenn i scho. Aber Salvarini, isch des ä neue Rebsorte?“

Bürgermeister: „Salvarini ist ein Dichter, der hochdramatische Stücke verfasst hat. Ein ganz Großer der Weltliteratur halt.“

Karle: „Un der kommt nach Sulz? Des wär jo de Hammer!“

Alle: „Ä richtiges Fescht in Sulz, Mensch!!!“

Xaver: „Des isch jo besser wie alli Taufe un Beerdigunge im letzte Jahr zamme, Bürgermeister!“

Bürgermeister: „Also, jetzt hört emol zu! Hüt isch en Brief komme, in dem steht drin:

Hochverehrter Herr Bürgermeister, aus Anlass unseres 100-jährigen Bestehens möchten wir Ihnen und der Gemeinde Sulz eine besondere Freude machen. In alten Archiven haben wir ein Schauspiel unseres hochverehrten Dichterfürsten Salvarini über Ihre geliebte Gemeinde Sulz entdeckt, das wir bei Ihnen gerne zur Aufführung bringen würden. Das Stück trägt den Namen

"Der große Weltbetrug von Sulz".

Wir treffen morgen Abend in Sulz ein um alles Nähere zu besprechen.

Ihre Theater-Compagnie Baden“

Xaver: „Was? Ä Kompanie in Sulz? Mir hen doch gar nix zum Schieße usserm Schützehuus!“

Karle: „Des isch doch ä Theater-Truppe un kai Soldate! Oder nit?“

Bürgermeister: „Ganz recht, ihr Herre! Und morge komme die. Des wird ä Fescht!“

Wirt: „Frieda, rief d‘ Brauerei aa! Sie solle noch 10 Fässle Bier extra schicke! Un frog de Bühler Karl, ob der noch en Riesling hat! Da kriegt der a noch sei Fassböde uffgschlotzt. Bii me Fescht suffe die doch alles!“

Vorhang

Akt 3: Gasthaus Sonne

Mackeseppli ist allein in der Gaststube.

Mackeseppli: „Kreszenz!!! Kreszenz!!! Verdammi no mol, wo steckt des Wiib?“

Kreszenz: „Bin scho do, Seppli! Hab nur grad denkt.“

Mackeseppli: „Was, du hesch denkt? Isch dei Kopf derzu groß gnug?“

Kreszenz: „Dicker wie dei Buuch, Seppli, isch er un so viel Käslöcher wie diiner hat er au net.“

Mackeseppli: „Was hesch denn denkt?“

Kreszenz: „Dass i emol e Filmschauschpielere were will. Weisch, so wie im Kino: Mit em Hintere wackle un rumtänzle un schlau nagucke un so.“

Sie singt:

„Kann denn Liebe Sünde sein???“

Mackeseppli: „Jetzt fragt sich wirklich, wer die größere Macke het, der Toni odder die?“

Kreszenz: „Du Simpel hasch doch kai Ahnung von Kultur!“

Baschi und Schorsch treten ein. Sie sind vornehm gekleidet. Und reden übertriebenes Hochdeutsch.

Baschi: „Seien Sie gegrüßt, holdes Mädchen! Wir sind von weit her gekommen um das zu sehen.“

Kreszenz: „Was hen Sie gsähne?“

Baschi: „Na, des Schauspiel do!“

Kreszenz: „Schauschpiel? Des hab ich jeden Tag, wenn i schaffe muss. Un Theater hab ich mit em Seppli eh scho gnug.“

Baschi: „Aber, liebes Mädchen, das wird jetzt ganz anders! Wir bringen die Kultur nach Sulz!“

Der Wirt kommt dazu.

Wirt: „Ah ja, do sinner jo! Mir hen euch scho erwartet. Ihr seid die Schauspieler?“

Baschi: „Ja, wir sind von der Theater-Compagnie Baden. Darf ich mich vorstellen: Bascho Zinker, Schauspieler! Und hier mein Kollege Scho Lumpi, ein erstklassiger italienischer Schauspieler! Wir stehen zu Diensten!“

Der Bürgermeister tritt ein.

Bürgermeister: „Ah, wie ich sehe sind die Herren schon da! Herzlich willkommen in Sulz!“

Wirt: „Es isch alles grichtet, Herr Bürgermeischter. Dr Saal wird extra gschmückt un mir stelle noch extra Bänk uff, damit alli Platz hen biim Theaterstick.“

Schorsch: „Ja, meine Herren, der große Weltbetrug von Sulz wird ein ganz großer Wurf für diesen Ort. Das können wir Ihnen jetzt schon versprechen. An diesen Tag wird Sulz noch lange denken!“

Kreszenz: „I au, wenn i emol im Film erschte Klasse bin!“

Mackeseppli: „Froogt sich bloß, ob des e Komeedie oder e erschtklassige Beerdigung werd.“

Baschi: „Herr Bürgermeister, darf ich mir eine Frage erlauben?“

Bürgermeister: „Aber selbstverständlich! Ich stehe Ihnen jederzeit zur Verfügung.“

Baschi: „Wie soll denn das Ganze finanziert werden? Ohne Futter läuft der beste Gaul nicht. Das wissen sie als Bauern ja am besten. – Wir brauchen außerdem die Unterstützung der gesamten Bevölkerung. Es muss also Werbung gemacht werden, damit jeder zur Kultur kommt, verstehen Sie? – Zudem brauchen wir ein Dach über dem Kopf und etwas im Bauch. Ein leerer Bauch spielt nicht gern, Sie verstehen schon.“

Wirt: „Also s Fuader, des isch kai Problem! Ihr seid mini Gäscht un wenner mir dann, no sage mer mol, fuffzig Prozent vo de Iitrittsgelder gebt, dann simmer schnell quitt.“

Bürgermeister: „Und die Gemeinde übernimmt das mit der Werbung. Wir schicken den Otto durchs Dorf, das ist unser Gemeindediener, der trommelt den Haufen schon zusammen. Denn der hat hier noch Autorität mit seiner Uniform. Und außerdem kennt er auch alle Stammtische von Sulz.“

Kreszenz und Mackeseppli gemeinsam: „Un mir zwei däde au nur für d Ehr von Sulz uff de Biihni mitmache, wenn Sie uns bruuche könnte.“

Schorsch: „Selbstverständlich brauchen wir Laienschauspieler! Das ist ja das urtümliche, wenn man dem Volk nicht nur aufs Maul schaut, sondern es auch schwätzen lässt. Von Sulz für Sulz! – Sie verstehen schon: Kultur fürs Volk!“

Bürgermeister: „Also dann, trinken wir einen auf unseren Erfolg! Hoch lebe Sulz! Hoch lebe unser Theater! Prosit meine Herren!!!“

Der Vorhang fällt. Die Bühne wird hinter dem Vorhang in die Kammer der Kreszenz umgebaut.

Aus dem Vorhang tritt indessen der Gemeindediener Otto vor das Publikum. Er läutet mit seiner Schelle und ruft:

„Bekannt-machung! – Bekannt-machung!“

Wieder läutet er die Schelle:

„Hört ihr Leut und lasst euch sagen:

Unsre Uhr hat zwölf geschlagen!

Heute Abend seid bereit

zum grööößten Ereignis weit und breit:

Lasst die Mühe, lasset die Plag,

heut Abend ist der große Tag!

Lenket die Schritte zur „Sonne“ hinein,

denn euer Geld wird wert es sein:

Ein einmaligs Schauspiel ihr gewinnet

und reichlich Kultur auf euch niederrinnet!

Mit zwei Mark bloß seid ihr dabei,

der Weltbetrug von Sulz sei euch nicht einerlei!“

Otto läutet wieder heftig mit seiner Schelle und fährt mit seinem Ausrufen fort:

Endlich stehn wir im Rampenlicht!

Ein Schurke, dem´s am Geld gebricht!

Drum laden wir euch alle ein

zu Kultur, Bier und gutem Wein.

Kommt alle abends in die „Sonne“,

es sei euch eure Freud und Wonne!

Läutend geht Otto durch den immer noch geschlossenen Vorhang hinter die Bühne.Kurz darauf öffnet sich der Vorhang.

Kammer der Kreszenz. Kreszenz ist allein. Da klopft es an ihrer Kammertür.

Baschi: „Dürfen wir eintreten, gnädige Frau?“

Schorsch: „Unsere Nachtigall, unsere Muse, angebetetes, teuerstes Fräulein!“

Kreszenz: „Ihr meinet doch net mii? Ii bin doch bloß die Kreszenz vun der Sunn.“

Baschi: „Genau die meinen wir. Glauben Sie mir, Sie sind eine Begabung, eine Entdeckung!“

Schorsch. „Ein Talent! Ein neuer Stern am Theaterhimmel!“

Kreszenz: „Waas? Iii? Könnener net deitsch redde?“ (Barsch) „Gehn usem Weg, ii muss no de ganze Saal putze wege dem bleede Theater!“

Baschi: „Aber Frau Kreszenz! Genau das meinen wir doch. Es wird Ihre erste Rolle im Theater sein, eine Welturaufführung sozusagen – und Sie sollen die Hauptrolle spielen!“

Schorsch: „Ruhm, Geld und Ehre winken! Haben Sie nicht schon lange das ewige Putzen hier satt? Wollen Sie sich nicht auch einmal die Luft der großen, weiten Welt um die Nase wehen lassen? Feine Kleider, feine Betten, Luxushotels, weiße Sandstrände, Sonne All das winkt Ihnen, wenn Sie mit unserem Vorschlag einverstanden sind.“

Kreszenz (noch etwas abwehrend): „Nai, vun der Sunne hab ii gnug de ganz Dag! D Sunn vo vorne, vo hinte, vo obe un vo unte! Vorne putze, hinte putze, ufftrage, nunnertrage – un die Wirtsleit! Ii bin au scho Theaterspielere gnue, wenns um de Lohn vu de Erbet geht!“

Schorsch: „Aber liebes Fräulein Kreszenz! Gerade davon wollen wir Sie doch befreien. Eine einmalige Chance winkt Ihnen!“

Baschi: „Sie müssen ja auch gar nicht viel sagen für den Anfang. Sie sitzen auf einem Stuhl und sagen nur einen einzigen Satz! Aber auf den kommt es eben an. Der Satz macht Sie mit einem Schlag weltberühmt!“

Kreszenz (ist jetzt neugierig): „Wenns so isch: Muss ii mi au koschtimiere un schminke, de Hals wäsche un Zähn putze?“

Schorsch: „Nein, nein! Sie ziehen Ihr Sonntagskleid an. Den Hals sieht man nicht und Schminke brauchen Sie nicht bei Ihrer natürlichen Schönheit.“

Baschi: „Sie machen also mit! Au fein! Sagen Sie mir einfach diesen Satz nach (sonor):

Oh wehe, oh wehe, ich bin betrogen und ihr seid betrogen.

Das ist schon alles. Dann bleiben Sie sitzen und warten bis wir beide auftreten. Wir spielen dann den Rest des Stückes.“

Kreszenz (geschmeichelt): „Ich kaas jo mol probiere!“

Sie holt tief Luft und sagt würdevoll:

„Oooh weeeh, oooh weeeh, iii bin betroooge un ihr seids betrooge!“

Sie schaut Baschi und Schorsch fragend an, holt tief Luft und wiederholt den Satz in voller Lautstärke.

Baschi und Schorsch gemeinsam: „Bravo! Bravo! Toll! Gelungen! Ein Hurra dem neuen Bühnenstar: Kreszenz von der Sonne!“

Baschi: „Frau Kreszenz, man merkt doch gleich, dass Sie zu Höherem geboren sind!“

Kreszenz (stolz): „Ja, jetzt glaub iis fascht au! Schließlich bin ii noch uffem Langehard in d Schul gange un selli liegt jo au viel höcher wie die vo Sulz!“

Vorhang

Akt 4: Theatersaal im Gasthaus Sonne

Der Vorhang öffnet sich. Man blickt auf einen geschlossenen Vorhang im Hintergrund der Bühne. Davor stehen Stühle für die Theaterbesucher. Am Eingang stehen Baschi und Schorsch und kassieren das Eintrittsgeld. Die festlich gekleideten Zuschauer kommen einzeln herein und setzen sich mit dem Rücken zum Publikum. Der Wirt hat eine Theke gegenüber der Kasse.

Baschi: „Hereinspaziert, meine Herrschaften! Hereinspaziert! Einmalige Vorstellung! Nur heute Abend: Der große Weltbetrug von Sulz!

Schorsch; „Und das ganze Vergnügen nur für zwei Mark! Kommen Sie, genießen Sie die unvergesslichen Stunden!“

Einige Bedienungen gehen umher und nehmen Bestellungen der Neuankömmlinge auf.

Wirt: „Mackeseppli! Mackeseppli! Geh nunter in Keller, mir bruuche no ä paar Flesche Wii. Di Lütt henn Duurscht! – Frieda! Die Kreszenz soll noch ä paar Gläser meh schpiele, es langt net hinne un net vorne! – Der Saal werd fange voll wie en Hasestall.“ Er grinst und reibt sich die Hände. „Un die Kasse klingelt wie sonscht nur am Wisse Sunndich.“

Frieda: „Toni, ii kann d Kreszenz net finde! Wo isch des Weibsbild bloß widders? Immer, wenn mer si bruucht, sin die Fuulpelze weg!“

Das wartende Publikum beginnt sich immer mehr zu unterhalten. Man prostet sich zu.

Der Bürgermeister kommt mit Frau und Kindern an die Kasse und will bezahlen.

Baschi: „Guten Abend, Herr Bürgermeister! Bezahlen wollen Sie? Aber nein, Sie sind selbstverständlich heute unser Ehrengast!“

Schorsch: „Und ihre Sippsch-, äh, ich meine Ihre hochverehrte Gemahlin mitsamt der Kinderschar hat selbstverständlich auch freien Eintritt.“

Otto (in Uniform, hat die Schelle unterm Arm und folgt sofort der Bürgermeisterfamilie): „Ii bin dem Burgermeischter sini Leibgarde un muss dienschtlich do au mit nei! Des koscht mi jo nix, oder?“

Schorsch: „Aha, das Auge des Gesetzes! Aber selbstverständlich haben Sie freien Eintritt. Achten Sie gut darauf, dass sich im Saal keine Lumpen aufhalten, wir spielen nur vor ehrlichen Leuten!“

Bürgermeister (tritt leutselig vor den geschlossenen Vorhang und wendet sich den Wartenden zu): „N Obend, alle mitänander! Des isch jo genau so, wie ich mir des vorgstellt hab: Endlich widder Kultur in Sulz! Un für d Gemeindekass bliibt au was hänge.“

Das Publikum unterhält sich immer lauter und beachtet den Bürgermeister nicht. Der fährt fort:

„Und wem haben wir das alles zu verdanken? Ihnen beiden!“ Er zeigt auf Baschi und Schorsch.

Er ruft und wechselt in Amtssprache: „Liebe Sulzer Mitbürger! Einen Moment Ruhe, bitte!“

Otto (läutet und ruft): „Len den Bürgermeischter doch au mol ebbis saage!“

Bürgermeister: „Liebe Sulzer Mitbürger!“

Er macht eine ausführliche Kunstpause in die eingetretene Stille. Dann fährt er fort:

„Ein Dichterwort sagt uns schon:

Wo Geist ist, lass dich ruhig nieder, frohe Menschen kehren immer wieder!

Und so ist es ja heute auch: Ihr alle seid gekommen um den Geist der großen Theaterwelt zu hören und zu sehen. Und ihr werdet in die Sonne immer wiederkehren, wenn ihr dieser einmaligen Vorstellung hier gelauscht habt. Und wem haben wir das zu verdanken? – Unseren beiden hochverehrten Künstlern, Herrn Bascho Zinker und seinem Kollegen Herrn Scho Lumpi von der Theater-Compagnie Baden. – Deshalb wollen wir sie jetzt auch begrüßen und zu ihrem Spiel ermuntern mit einem dreifach kräftigen Hoch!“ Alle stimmen ein: „Hoch! Hoch!“

Bürgermeister: „Und nun lassen wir der Kultur ihren Lauf: Das Spiel möge beginnen!“

Er setzt sich in die Mitte der ersten Reihe. Baschi und Schorsch räumen die Kasse ab und gehen hinter den geschlossenen Vorhang. – Gespannte Stille. – Nach einer kurzen Pause öffnet sich der Vorhang ganz langsam. Auf einem hohen Stuhl (Barhocker) sitzt Kreszenz im Sonntagsstaat und schaut aufgeregt auf das gespannte Publikum unter ihr.

Stille.

Kreszenz (holt tief Luft und beginnt leise, aber hörbar aufgeregt):

„Oooh weeeh, oooh weeeh, iiich biiin betroooge unn ihr seids betroge!“

Stille.

Kreszenz (etwas lauter und sicherer):

„Oooh weeeh, oooh weeeh, iiich biiin betroooge unn ihr seids betroge!!“

Stille.

Mackeseppli (steht beim Ausschank): „Kreszenz, bisch du s, odder diner Geischt?“

Kreszenz (voll in ihrer Rolle und sonor):

„Oooh weeeh, oooh weeeh, iiich biiin betroooge unn ihr seids betroge!!!“

Unruhe im Publikum.

Mackeseppli. „Kreszenz, hat dei Platte en Schprung oder hasch du en Schprung in de Platte?“

Kreszenz: „Oooh weeeh, oooh weeeh, iiich biiin betroooge unn ihr seids betroge!!!!“

Rufe aus dem Publikum: „Was soll der Mischt?“ – „Hesch du im Keller einer ghobe?“ – „Des kummt dervo, wemmer zviel in de Sunne sitzt, Kreszenz!“

Bürgermeister (steht auf): „Geduld! Geduld, liebe Mitbürger! Das ist entweder ein Irrtum oder modernes Theater. Man macht heute viel mit Laienschauspielern, das ist volkstümlich!“

Er wendet sich an den Wirt: „Sonnenwirt, vielleicht gehst du mal hinter die Bühne und schaust, wann die Herren jetzt selbst auftreten!“

Der Wirt geht ab.

Kreszenz (schreit was sie kann):

„Oooh weeeh, oooh weeeh, iiich biiin betroooge unn ihr seids betroge!!!!!“

Das Publikum wird laut.

Einzelne Rufe sind zu verstehen: „Her uff mit diinem Gschnatter!“ – „D Gäns gehne scho Antwort im Stall!“

Kreszenz (beleidigt): „Aber mee soll ii doch gar net sage wie der Satz! Mehr hätt ii doch gar net kenne! Aber ä Gans bin i au net!!!“

Wirt (kommt auf die Bühne): „Oooh weeeh, oooh weeeh, iiich biiin betroooge unn ihr seids betroge!“

Rufe aus dem Publikum: „Jetzt het der au zviel Sunne abbekomme!“ – „Schlucksch du jetzt scho vorem End vu de Vorstellung?“

Wirt (entsetzt): „Kappierener denn immer nonet? Des war scho des End vu de Vorstellung! Der große Weltbetrug von Sulz – mir Rindviecher! Un die Lumpe sin mit der Kass durch! S Fenster hinne steht offe un sellen Zettel hen sie dranghängt!“

Er zeigt den Zettel in den Saal und liest dann erschüttert vor:

"Auf Wiedersehen beim Großen Weltbetrug von Sulz! 
gezeichnet: Baschi und Lumpi"

Aufruhr und Tumult im Saal!

Trotzdem kann man die beiden Bauern Karle und Xaver in dem Getümmel vernehmen:

Karle. „Wenn ich die zwai verwitschg, die werre lewendig getrottet!“

Xaver: „Un ii säge si usenander un denn mach ii Schweinswürstle usene!“

Weiteres Chaos!

Bürgermeister; „Ruhe! Ruhe im Saal! Ruhe oder ich lasse den Saal sofort vom Otto räumen!

Schließlich sorgt Otto mit seiner Schelle für Beruhigung.

Bürgermeister: Beruhigt euch wieder! – Ja, wir sind betrogen worden! Aber wenn wir das jetzt laut überall herausposaunen, dann lacht nicht nur die Sonne über Baden, sondern über uns Sulzer lacht die ganze Welt! – Ja, wir müssen uns rächen. Aber auf feine Art, wie man sagt. Wie die Borkenkäfer in unserm Wald still und leise in die Falle tappen, so legen wir diesen Lumpen einen Köder aus. Und wenn sie uns auf den Leim gegangen sind, dann! Dann gute Nacht Baschi und Lumpi!!!“

Jubel und Beifall erfüllt den Saal. Der Vorhang schließt sich.

Akt 5: Wer zuletzt lacht

Es ist viel Zeit vergangen. Baschi und Schorsch gehen wie am Beginn auf der Landstraße und setzen sich wieder auf die Bank. Baschi liest in einer alten Zeitung.

Baschi: „Du, Schorsch, hör emol was do in de Zittig stoht:

"Die Gemeinde Sulz gibt bekannt:

Ab sofort können gebrauchte Mausefallen, Kessel, Töpfe und Pfannen kostenlos im Gasthaus Sonne in Sulz abgeholt werden. Die Wirtschaft wird aufgelöst. Zum Abschied gibt der Sonnenwirt am 1. April ein großes Abendessen mit Umtrunk für alle. Die Kosten dafür übernimmt aus Dankbarkeit gegenüber den Wirtsleuten die Gemeinde Sulz. Alle sind ganz herzlich eingeladen.

Bürgermeister Koller und der Gemeinderat von Sulz“

Schorsch: „Ja Baschi, meinsch denn, dass scho Gras über die Sach vun dertmols gwachse isch? So e paar koschtelose Sache könnte mir doch scho gut bruuche. Un zue nem guete Esse kann ii au net nai sage.“

Der Ortspfarrer kommt dazu.

Pfarrer: „Gott zum Gruße, die Herren! Wieder mal auf Wanderschaft?“

Baschi: „Ja, Herr Pfarrer! Die Gschäfte gehe halt schlecht. Brüchener nix?“

Pfarrer: „Der Herr gibt mir alles, was ich brauche.“

Schorsch: „Hajo, so stehts scho in de Schrift: Sie säen nit un ernte nit un der Herr nährt sie doch! So geht’s uns jo au oft, awwer jetzert knurrt uns de Maage.“

Pfarrer: „Da kann Ihnen geholfen werden: In Sulz in der Sonne gibt es doch heute ein kostenloses Abendessen. Ich bin gerade auf dem Weg dorthin. Kommen Sie doch mit!“

Baschi und Schorsch gemeinsam: „Mit Ihrem Segen sofort, Herr Pfarrer! Sie sind der gute Hirte, da kann ja nix passieren!“

Sie gehen gemeinsam ab.

Gastraum im Gasthaus Sonne

Kreszenz steht am Fenster und reibt sich erstaunt die Augen.

Wirt, Wirtin und Mackeseppli stehen verteilt im Gastraum und sind beschäftigt.

Kreszenz: „Jesses, Jesses, des gitts doch net! Ein Wunder, Ein Wunder!!“

Mackeseppli: „Was isch, du Wundertüt, siehsch e Mannsbild zum hiirote?“

Wirt: „Putz lieber die Fenschter wie dei Auge!“

Frieda: „En rechte Kerl gitts für dich jo doch net.“

Kreszenz: „Awwer lueget doch grad emol selber: Do kummt de Herr Pfarrer mit zwei so Kerle, die kumme mir irgendwie bekannt vor. Sähne us wie Kesselflicker!“

Wirt: „Ha, ha, isch der au uff den Aprilscherz in de Zittig neigflooge?“

Frieda: „Der werd sich ärgere wie selli annere au, die gmaint hen, mir gebbet ebbis koschtelos ab. Ha, ha, mir gebbet nix! Die hen sich d Hacke umesunscht abgloffe. Am 1. April schteht doch immer so ä Zügs in de Zittig!“

Mackeseppli: „Gopverdeckel! Jetzt glaub ii bald au, dass mer die Kerle bekannt vorkomme! Die zwai Kesselflicker, die do mit em Pfarrer komme, ha ii schun emol gsähne. Lugt doch selwer emol!“

Alle gehen zum Fenster und rufen: „Ä Wunder! Ä Wunder! Tatsächlich!“

Kreszenz: „Ich bin betrogen und ihr seid betrogen – des sin doch die Halunke!“

Wirt: „Henai, jetzert geht’s anerschder rum: Ihr seids betrooge, oooh, wehe euch!!“

Frieda: „Mackeseppli, renn un hol die annere, alle die d findsch: Hol se vom Herd, vom Stall un vom Feld! Un sie solle es passend Gerät mitbringe! Jetzt gitts doch noch ä richtiger Aprilscherz!“

Kreszenz: „Un ich holen mir glei en Geißleziemer, sunscht lasse die mir kein meh übrich!“

Wirt: „Mackeseppli, mach, dass verdlaufsch, sunscht sen se do!“

Mackeseppli geht durch den Hinterausgang ab und Herr Pfarrer betritt die Gaststube mit Baschi und Schorsch. Sie grüßen freundlich und werden auch sehr freundlich empfangen.

Pfarrer: „Ja, da stand doch in der Zeitung…“

Wirt: „…dass es hüt bii uns nur koschtelose Sache gitt. Sehr wahr, Herr Pfarrer! Nehme se numme scho Platz und die beide Herrschafte au! - Hen se en guute Appetit mitbroocht?“

Frieda: „S Esse duuret noch e wengli. S git Schlachtplatte un Krummstecke, äh, ii mein Krummbiere! Do bring ii ne scho was zum trinke: Ä Fasswii vom Bühler Karle!“

Kreszenz: „Die Schlachtplatte dean mer heit besunders guet mache: S sin Knöchele, Füßle, Kuttle, Blunse, Leberwiarscht un Schwartemage derbii. Un obedruff liege zwei Kalbsköpf. Derzu gitts hüt nomol e große Schissel Ritscherle mit Kracherle. Un die Brägele, die Brägele!!!“

Baschi: „Hmmm! Da lauft eim grad s Wasser im Mund zemme, Do warte mir gern!“

Schorsch. „Je länger, je lieber bei dene Aussichte!“

Pfarrer: „Vergelts Gott, liebe Wirtsleute! Das wird ein schöner Abschied für Euch von der Sonne.“

Mackeseppli kommt wieder in die Gaststube.

Wirt: „Warte mirs ab, Herr Pfarrer! Ein großer Abgang wird’s allemol. – Mackeseppli, sin alli do?“

Mackeseppli: „Jo, es sin scho fascht zviele! Sie warte im Nebezimmer un decke der Tisch. Gerät grad gnue hen se au derbii.

Schorsch: „Früündliche Lütt in Sulz, die decke noch selbert de Tisch!“

Baschi: „Un bringe sogar noch s eige Essbesteck mit!“

Wirt: „Hüt gits jo au was umsonscht!“

Frieda: „Ebbes deftiges, wie mirs liebe!“

Der Bürgermeister betritt zusammen mit Otto die Gaststube. Er wendet sich sofort an den Pfarrer.

Bürgermeister: „Ja so ein Zufall, Herr Pfarrer, dass ich Sie hier treffe! Ich hatte schon den Otto bei Ihnen im Pfarrhaus anläuten lassen: Wir haben einen Notfall!“

Pfarrer: „Sie brauchen mich? Ist jemand verstorben?“

Otto: „Nai, die letzte Ölung gebe mir hüt!“

Bürgermeister: „Nein, nein, Herr Pfarrer! Da sind nur noch einige Unklarheiten in den Akten vom Standesamt betreffs der letzten Hochzeiten. Da müssten Sie mir helfen. Sie können doch sicher gleich auf einen Sprung mit aufs Rathaus kommen?“

Pfarrer: „Ja, gewiss! Das Essen läuft mir ja nicht fort.“

Otto: „Un die beide Herre do au net, do pass ich scho uff!“

Pfarrer (erhebt sich): „Einen guten Appetit, die Herren!“

Bürgermeister: „Ja, einen guten wünsche ich auch! Genießen Sie die echte Sulzer Hausmannskost!“

Bürgermeister und Pfarrer gehen hinaus.

Frieda (von der geschlossenen Nebenzimmertür her zum Wirt): „Toni, sin se gange? Alli warte scho!“

Kreszenz: „Es juckt se in de Finger!“

Mackeseppli: „Un se kriege rote Gsichter vor lutter Glischte!“

Wirt: „Dann wolle mir se net länger warte lasse! Meine Herren, folgen Sie mir ins Nebenzimmer! Die Tische sind gedeckt. Sulz erwartet Sie als seine besonderen Gäste!“

Er öffnet die Tür: Man sieht die Bauern mit den passenden Geräten.

Alle: „Herzlich willkommen in Sulz, Baschi und Lumpi!!!“

Baschi und Schorsch: „Ooooh, weeeh, mir sin betroooge!!!“

Sie werden ins Nebenzimmer gezogen. Die Tür schließt sich. Man hört Kampfgetümmel, Schläge und Schmerzensschreie von Baschi und Schorsch. In den Gastraum kommen Musiker, die mit Blasmusik das Badener Lied anstimmen. Nach und nach kommen alle Mitspieler aus dem Nebenzimmer dazu und singen mit. Nur Baschi und Schorsch bleiben bis zum Schluss im Nebenzimmer.